Nach der Vorstellung einiger typischer Anwendungsdienste (Anwendungsprotokolle) sollen jetzt, dem DoD-Kommunikationsmodell folgend, die Internet-Transportprotokolle vorgestellt werden. Sie sind - wie das gesamte Internet- unter der Prämisse entwickelt worden, dass der Datentransport über Netzwerke erfolgt, in denen Datenpakete vermittelt (weitergeleitet) werden. Der für das Internet entwickelte Paketvermittlungsdienst ist unzuverlässig, denn unter anderem können bei ihm Datenpakete verloren gehen. Diesen unzuverlässigen Paketvermittlungsdienst den Anwendungen (den Anwendungsprotokollen) direkt zugänglich zu machen, würde zu einer aufwändigen Anwendungsprogrammierung führen. Deshalb haben die Internetentwickler mit den Transportprotokollen eine Protokollschicht zwischen die Anwendungen und die Paketvermittlung gelegt. Dabei sind Transportprotokolle nicht anwendungs- sondern rechnerspezifisch. Angenommen, auf einem Rechner gäbe es genau ein Transportprotokoll, dann müssen alle im Internet aktiven Anwendungen auf diesem Rechner dieses Protokoll verwenden.
Die Transportprotokolle im Internet benutzen auf der einen Seite den vorhandenen unzuverlässigen Vermittlungsdienst und stellen auf der anderen Seite den Anwendungen (den Anwendungsprotokollen) einen Transportdienst für ihre Daten zur Verfügung. Im Internet sind zwei Transportdienste entwickelt worden, nämlich das User Datagram Protocol (UDP) und das Transmission Control Protocol (TCP). Mit ihnen stehen den Anwendungen zwei Datentransportdienste mit gänzlich unterschiedlichen Leistungsspektren zur Verfügung. In den Abschnitten 4.3 und 4.4 werden die beiden Protokolle vorgestellt. Ihnen gemeinsam ist der Sachverhalt, dass jedes von ihnen Daten von einer lokalen Anwendung entgegennimmt und diese (über die vorhandene Paketvermittlung) einer Anwendung auf einem anderen Rechner zustellt. Das bedeutet, dass Transportprotokolle in der Lage sein müssen, Anwendungen auf Rechnern zu adressieren. Sie müssen wissen, von welcher Anwendung die zu transportierenden Daten kommen und zu welcher Anwendung hin der Transport erfolgen soll. Diese Anwendungsadressierung ist wohl die offensichtlichste Aufgabe, die jedes Transportprotokoll leisten muss. Der nächste Abschnitt (4.2 Portnummern) beschreibt die Anwendungsadressierung, die im Internet verwendet wird.
Darüberhinaus muss jedes Transportprotokoll festlegen, in welchem Umfang es den Datentransport über das unzuverlässige Vermittlungssystem sichert. Und es muss den Anwendungen vorschreiben, wie diese ihre zu transportierenden Daten aufzubereiten haben, damit sie dienstgerecht transportiert werden können. Diese Daten übergibt das Transportprotokoll zusammen mit den Anwendungsadressen der sendenden und empfangenden Anwendungen an den aktuellen Vermittlungsdienst. Auf der Empfangsseite übergibt der dortige Vermittlungsdienst dem dortigen Transportprotokoll Daten, die das Transportprotokoll aufbereiten und an die empfangenden Anwendungen übergeben muss, und zwar so, dass diese den Eindruck haben, der sendende Transportdienst habe ihnen die Daten direkt zugestellt.